Liebe Lehrer, Eltern und Förderkräfte,
Weihnachten und Neujahr stehen nun unmittelbar vor der Tür und das Lernserver-Team wünscht Ihnen schöne Feiertage. Dabei bitten wir um Verständnis, dass wir als universitäres Bildungsprojekt vom 22.12.2008 bis zum 2.1.2009 nur in einem eingeschränkten Maße auf Ihre Fragen und Wünsche eingehen können. Jedoch sind wir Ihnen auch ohne den direkten Kontakt vor Ort oder per Telefon gerne via Email behilflich. Und obwohl Abermakaber den Weihnachtsmann natürlich nicht ersetzen kann, haben wir ein paar Überraschungen für Sie:
So möchten wir Sie ganz herzlich zur didacta 2009 nach Hannover einladen; für die Mitglieder unseres Bildungsnetzwerks stehen Freikarten bereit. In Hannover werden wir Ihnen einige lange erwartete, aber auch überraschende Neuerungen des Lernserver-Angebots vorstellen.
Als kleine Vorwegnahme stellen wir Ihnen bereits ab heute eine bedeutende Ergänzung der Leistungsprofile vor; so erlauben ab jetzt Kennziffern normierter Fehlerwerte in Verbindung mit einer individuell abgestimmten Förderempfehlung objektive wie differenzierte Aussagen zum Leistungsstand und Förderbedarf Ihrer Kinder.
Wir wünschen Ihnen möglichst unbeschwerte Feiertage und alles Gute für das Neue Jahr!
Herzliche Grüße aus Münster,
Prof. Schönweiss und Team.
Bild am Sonntag bat um eine kleine Hilfestellung für Eltern:
Wenn Eltern ihren Kindern vorlesen wollen. Ein paar Anregungen.
1) Soll ich meinen Kindern vorlesen?
Unbedingt! Was gibt es Schöneres für einen kleinen Menschen als die Erfahrung, dass sich die Eltern einmal so richtig Zeit nur für ihn nehmen? Dass man es sich gemütlich machen, gemeinsam in Geschichten eintauchen und die Phantasie spielen lassen kann?
Für Kinder sind Rituale wichtig, auf die sie sich freuen können. So kann das entspannte Vorlesen vor dem Einschlafen helfen, den oft hektischen Tag mit etwas Schönem, Vergnüglichem, Ruhigem ausklingen zu lassen. Etwas mehr Muße tut übrigens auch uns Erwachsenen gut.
2) Ab welchem Alter kann ich damit beginnen?
Damit kann man gar nicht früh genug anfangen. Für die ganz Kleinen gibt es ja bereits hübsche Bilderbücher, die gemeinsam betrachtet werden können. Eltern sollten die Dinge, die zu sehen sind, benennen und erklären und vielleicht auch kleine Geschichten dazu erzählen.
Je größer die Kinder werden, desto mehr können sie selbst dazu beitragen und ihre ersten eigenen kleinen Lese-Gehversuche starten.
3) Ist Singen eine Alternative zum Vorlesen?
Nein, aber immer auch eine schöne Ergänzung. Bei Säuglingen freilich, die Geschichten noch nicht verstehen können, sollte das Singen im Vordergrund stehen: es beruhigt sie, wenn es langsame, leise und fröhliche Lieder sind. Und es ist für alle lustig, wenn sie von kleinen Fingerspielen begleitet werden. Oder wenn man die Geschichten selbst spielerisch umsetzt.
4) Kann ich nicht einfach eine Hörspiel-DC einlegen und das Zimmer verlassen?
Gegen Hörspiel-CDs spricht überhaupt nichts; Eltern ist es nun einmal nicht möglich, immer dann, wenn ihr Kind Lust auf eine Geschichte hat, sich die Zeit zum Vorlesen zu nehmen. Hör-CDs sollten aber nicht als ausschließlicher Ersatz für das Vorlesen genommen werden. Das gemeinsame Erleben mit dem Kind ist durch nichts zu ersetzen.
5) Wie lese ich am besten vor?
Es ist zu empfehlen, sich regelmäßig eine gemeinsame Auszeit zu gönnen. Bei Bildergeschichten könnte man gemeinsam die einzelnen Bilder besprechen, sich dazu Gedanken machen und raten, was denn wohl im begleitenden Text stehen wird.
Beim Vorlesen sollten Eltern mit den Fingern auf jedes Wort zeigen; dem Kind wird so intuitiv vermittelt, was Schrift bedeutet. Vielleicht ist es ja etwas ganz anderes als das, was man sich vorher gedacht hat. Auf diese Weise erhalten Kindern ganz nebenbei ein Gespür für den kommunikativen Aspekt von Schrift: Jemand möchte etwas, das er erlebt oder sich ausgedacht hat, anderen mitteilen. Das ist dann nicht so beliebig wie eine Interpretation von Bildern.
Schön wäre, wenn man versucht langsam und deutlich zu lesen, mit unterschiedlicher Lautstärke und abwechslungsreicher Betonung. Verschiedene Figuren sollten auch verschiedene Tonlagen haben (der Zwerg piepsig, der Bär brummig, der Löwe laut usw.). Vater und Mutter könnten sich dabei nett abwechseln. Auch kann an einer besonders spannenden Stelle unterbrochen werden, um erst am nächsten Tag weiterzulesen. Das schafft Spannung und Lust auf Mehrhören.
6) Welchen Effekt hat Vorlesen?
Dieser ist nicht zu unterschätzen. Neben den affektiven Momenten, die für ein harmonisches, ‚gesundes’ Verhältnis von Eltern und ihren Kindern wichtig sind, wird mit dem Vorlesen vieles angebahnt, was auch für später eine große Bedeutung hat. Dazu zählt neben dem Kennenlernen des Hochdeutschen die allgemeine Verbesserung des Sprachgefühls, gerade auch als kleiner Ausgleich zur oft schludrigen Alltagssprache mit ihren häufig unvollständigen Sätzen. Das Kind lernt eine anspruchsvollere Sprache kennen, die grammatisch korrekt ist, variantenreiche Formulierungen oder bislang unbekannte Wörter verwendet und die mit Adjektiven, Einschüben und Nebensätzen jongliert. Auch wird der Erfahrungsschatz der Kinder erweitert, weil neue Sachverhalte und Erklärungen, die man als Eltern nicht immer parat haben kann, in das Bewusstsein des Kindes rücken.
Wichtig sind auch die Gespräche, die auf Grundlage des Vorgelesenen entstehen. Eltern sollten hier nicht ungeduldig werden, wenn Kinder nachfragen; oft lernen sie auf diesem Wege ihr Kind besser kennen, weil sie sehr viel über deren Gedanken, Vorlieben oder auch Ängste erfahren.
7) Welche Bücher sind gut für welches Alter?
Das ist unterschiedlich, und gut sortierte Buchhandlungen können hier sehr differenzierteVorschläge machen und wertvolle Anregungen geben. Natürlich muss man bei den ganz Kleinen darauf achten, dass das Material auch strapazierfähig ist. Je älter die Kinder sind, desto wichtiger wird der Text. Während im Alter von zwei Jahren einige Textzeilen genügen mögen, sind für Kinder ab etwa drei Jahren bereits Bilderbücher mit kurzen, zusammenhängenden Geschichten geeignet. Ab vier oder fünf Jahren werden neben Bilderbüchern auch Geschichten ohne Bilder wichtig, gerade auch dafür, die Phantasie der Kinder anzuregen. Und sobald die Kinder selbst ein bisschen lesen können, sollte man sie dazu ermuntern, neugierig zu bleiben und die Welt der Bücher als eine wichtige Bereicherung ihres Lebens wertzuschätzen. Man kann aus ihnen Spaß und Nutzen ziehen, Lustiges, Trauriges, Spannendes und Wissenswertes erfahren - und sich so mehr und mehr zu einer kleinen Persönlichkeit entwickeln, die Schule und Unterricht für die Entfaltung der eigenen Talente zu nutzen versteht.
(Fragen von Bild am Sonntag; Antworten von Petra und Friedrich Schönweiss)
Übrigens unterstützen wir die Lesebox von Legakids, ein schönes Weihnachtsgeschenk für Groß und Klein: