Obwohl noch selbst Studierende, sind die Lernserver-Mitarbeiter inzwischen erfahrene Messe-Hasen geworden. Prof. Schönweiss ist jedenfalls hellauf begeistert davon, wie flügge sein studentisches Team geworden ist und z.B. den Messeauftritt weitgehend eigenständig geplant und durchorganisiert hat: „Es ist auch für mich immer wieder motivierend, all die Kreativität erleben zu dürfen, mit der sich Studierende für ein Projekt engagieren, von dem sie inhaltlich überzeugt sind und bei dem sie selbst maßgeblich Verantwortung übernehmen können.“ Beim Lernserver, der als Bildungsreformprojekt mittlerweile zu einer festen Größe in der deutschen Schullandschaft geworden ist, steht der intensive Austausch mit den mittlerweile mehr als 4000 Schulen und fast 10.000 Lehrern im Vordergrund, die sich mit dem Uni-Team vernetzt haben. Gemeinsam mit den Lehrern wird geprüft, in welcher Form individuelle Förderung auf dem Gebiet der Rechtschreibung zum selbstverständlichen Bestandteil von Schule und Unterricht gemacht werden kann. Dabei legt das Uni-Team großen Wert auf das Einbeziehen von Eltern, aber auch von angehenden Lehrern. Gerade dieser Aspekt einer Verzahnung von universitärer Lehrerausbildung und einem praxisveränderndem Engagement liegt dem Team der Uni Münster besonders am Herzen. Und nachdem sich die Zusammenarbeit mit den Schulen der Region bewährt hat (etwa 100 Studierende sind als Förderkräfte eigenverantwortlich in allen Schulformen engagiert), steht die Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen auf der Tagesordnung: „Die Hochschulen müssen aus dem Elfenbeinturm treten, ohne sich aber dabei zum Erfüllungsgehilfen einer reformbedürftigen Praxis zu machen. An dieser spannenden Entwicklung von Schulen maßgeblich teilhaben zu können, ist durchaus ein Privileg.“ Schönweiss ist überaus angetan davon, wie inzwischen das innovative Potential, das er mit seinem Lernserver anbietet, von immer mehr Lehrenden wie Studierenden anderer Universitäten erkannt und auch anerkannt wird.
Bei alledem darf natürlich auch die Fortentwicklung nicht vernachlässigt werden. So wird der Lernserver kontinuierlich weiterentwickelt. Auf der Tagesordnung steht neben einer Version für Jugendliche ein attraktives Normierungsmodul, das in Köln vorgestellt wird. „Damit wird es möglich, konkrete Förderempfehlungen für einzelne Kinder oder ganze Klassenstufen zu geben, aber auch Lehrern oder Schulleitungen das Angebot zu machen, sich selbst und ihre eigenen Bemühungen zu evaluieren, nicht zuletzt auch anhand einer großen Zahl von Vergleichsschulen“, erläutert Schönweiss. Mit den Datensätzen von fast 80.000 Schülern stehe schließlich eine stattliche Datenbasis zur Verfügung.
Durch die rasante Entwicklung, die der Lernserver der Uni Münster genommen hat, sieht Prof. Schönweiss sich in seiner Entscheidung bestärkt, die Hochschulen als Motoren einer nachhaltigen Bildungsreform selbst ins Spiel zu bringen. „Auch wenn man mir mehrfach, zum Teil mit eher süditalienischen Methoden, nahegelegt hat, unser Projekt einem großen Verlag zu überlassen, bin ich davon überzeugt, dass der schwierigere Weg der richtige ist.“ Daran, dass der Lernserver in Sachen computergestützter Diagnose und Förderung die Maßstäbe setzt, werde sich so schnell nichts ändern. Die Tatsache, dass womöglich just die Nachentwicklung des vom Uni-Team verschmähten Käufers mit einem Preis auf der Didacta geadelt wird, veranlasst den Hochschullehrer eher zum Schmunzeln: „Für uns ist das Urteil der Lehrer, Eltern und Kinder entscheidend. Wie schon unser Altkanzler gesagt hat: Es kommt darauf an, was hinten rauskommt. Und Schlawiner, die sich an Ideen, Arbeit und Erfolg anderer anhängen wollen, gibt es immer. Unsere Rolle ist mir dabei die weitaus sympathischere.“